DiReBio Projektworkshop: Nachhaltige Zukunft in Forst
Wie können bestehende Wirtschaftszweige nachhaltig verändert werden? Was sind die Vorteile von Smart-Farming? Was versteckt sich hinter dem Begriff „Aquaponik“? Diese und viele weitere spannende Fragen werden im Zusammenhang mit dem Begriff der Bioökonomie diskutiert.
Im Rahmen des seit 2017 bestehenden Projekts DiReBio des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, Prozesse und Systeme, das in Zusammenarbeit mit dem Leibnitz-Institut für Agrartechnik (ATB) entstanden ist und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, finden regelmäßig Workshops statt, in denen mit verschiedenen Akteuren aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik einer Gemeinde in Brandenburg, Diskurse zu einer regionalen bioökonomischen Transformation ("DiReBio") angestoßen und gemeinsame Zukunftsmodelle erarbeitet werden sollen. Dazu fand heute ein digitaler Workshop über Bioökonomiepotenziale in der Brandenburger Kreisstadt Forst statt.
Was bedeutet Bioökonomie?
Gemeinsam mit den Teilnehmenden entstand während des Workshops eine immer präzisere Definition des Begriffes der Bioökonomie und ihrer Bedeutung für die Zukunft. Bioökonomie meint eine Wirtschaft, die auf Basis von nachhaltigen Rohstoffen besteht und in Kreisläufen funktioniert, in denen möglichst regional und kleinräumig gewirtschaftet werden soll. Es geht also darum, langfristig Stoffe wie Braunkohle und fossile Brennstoffe durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen und mit Hilfe von neuem Wissen und neuen Fertigungsmethoden natürliche Abläufe zu begreifen und zu verstärken.
Das Projekt DiReBio
Ziel des Ende Juni 2021 auslaufenden Projekts war es, einen Beitrag zur Auseinandersetzung der Bevölkerung mit dem Thema zu leisten, um so langfristig an der Transformation Deutschlands in eine Bioökonomie mitzuwirken. Neben regelmäßigen Workshops fand dabei einmal im Monat eine begleitende Radiosendung im Freien Radio Potsdam statt, in der sich unterschiedliche Akteure über relevante Themen, wie zum Beispiel das Konzept eines Mini Bio-Reaktors für Kantinen und Großküchen, austauschen konnten.
Workshop: Nachhaltige Zukunft in Forst
Der normalerweise gemeinsam mit den Teilnehmenden vor Ort stattfindende Workshop, der sonst auch immer eine haptische Modellierung der Region miteinschloss, fand aus gegebenen Umständen auch dieses Mal wieder in digitaler Form über Zoom statt. Über die Plattform MURAL hatten die Teilnehmenden aus der Brandenburger Kreisstadt Forst, die Vertreter verschiedenster Institutionen waren, trotz des digitalen Formats die Möglichkeit eine gemeinsame Modellierung zu erstellen, indem auf vorbereiteten Templates mit einem Doppelklick Post-Its platziert werden konnten, die in Form, Farbe und Größe gestaltbar waren.
Nach einer Einleitung, in der sich die Teilnehmenden zunächst kennenlernen und Überschneidungen in ihren Interessens- und Tätigkeitsfeldern identifizieren konnten, wurden zunächst persönliche Workshopziele festgelegt. Diese zielten vor allem darauf ab, möglichst viel neues über nachhaltige Wirtschaftsformen kennenzulernen, sich mit anderen Interessierten auszutauschen und so gemeinsam Potenziale von Forst zu entdecken.
MURAL und andere Teilnehmende kennenlernen
Danach folgte eine kurze Lerneinheit zu den 17 Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs) und einer Auswahl der zentralen Ziele für die zukünftige Entwicklung in Forst. Genannt wurden dabei beispielsweise verantwortungsvoller Konsum und Produktion, Klimaschutz und erschwingliche und saubere Energie.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele CC-BY-SA 3.0, UN
Im nächsten Schritt erfolgte dann die Modellierung der Region, bei der zuerst ausführlich der Ist-Zustand modelliert wurde, der Potenziale der Topografie und der vorhandenen Rohstoffe in Forst erkennbar machte. Die anschließenden Fragen, die sich bei der Soll-Modellierung stellten, waren dann beispielweise wie vorhandene Agrarflächen effektiver nutzbar gemacht werden könnten.
So hätte die haptische Modellierung vor Ort ausgesehen
Mithilfe der Plattform Mural konnte allerdings ein ansprechender, digitaler Ersatz gefunden werden
Es folgte eine Lerneinheit über Konzepte der Bioökonomie wie beispielsweise dem Smart-Farming, bei dem durch eine gesteigerte Digitalisierung und Vernetzung der Ertrag erhöht werden soll, indem durch Sensoren die Bodenbeschaffenheit und die optimale Düngung getrackt werden oder der Aquaponik, bei der die Aufzucht von Fischen und die Kultivierung von Nutzpflanzen verbunden wird. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Teichwirtschaft funktioniert das Prinzip auch auf versiegelten Flächen und das Wasser wird dabei geklärt und nicht einfach abgelassen. Auch die Teilnehmenden teilten eifrig ihre Ideen zu weiteren Möglichkeiten einer nachhaltigeren Zukunft.
Die im Workshop entstandenen aufkommenden Ideen stellen nun einen Anknüpfungspunkt für das Erstellen von Strategien bezüglich der weiteren Entwicklung der Region dar. Die durch den regen Austausch angestoßene Vernetzung der Teilnehmenden wird wohl auch über das Ende der gemeinsamen Zoom-Sitzung hinaus weiter gefestigt werden, denn sie verabredeten sich direkt zu einem persönlichen Treffen im nächsten Monat, um dann gemeinsam ihre Ideen weiter zu konkretisieren und so erste Schritte in Richtung einer Transformation zu gehen.
Neugierig geworden?
Bei wem nun das Interesse geweckt ist sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen, der kann auf der DiReBio-Projektwebsite vorbeischauen oder sich in den Bioökonomieatlas für die Lausitz einlesen, der vom Landwirtschaftsministerium veröffentlicht wurde. Auch das aktuelle Wissenschaftsjahr 2020/21 widmet sich dem Thema der Bioökonomie und auf der Website sind viele spannende Informationen zu finden.